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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 05.03.2009


Madeleine Peyroux - Bare Bones
Silvy Pommerenke

Die zurückhaltende und medienscheue Sängerin hat ein stilistisch sehr differenziertes viertes Album aufgenommen, das Elemente von Jazz, Folk und Blues aufweist. Ihre Stimme überzeugt dabei ...




... einmal mehr, und die Ähnlichkeiten mit ihrer `großen Schwester`Billie Holiday ist frappierend.

Während sich Madeleine Peyroux vor zweieinhalb Jahren auf ihrem Album "Half the perfect world" noch ausschließlich Fremdkompositionen widmete, hat sie nun zum ersten Mal eine CD mit lauter Eigenkompositionen aufgenommen. Für die Künstlerin eine völlig neue Erfahrung, "beinahe so, als nähme ich erst jetzt mein wirklich erstes, eigenes Album auf." Texte mit selbst Erlebtem der Öffentlichkeit zu präsentieren, bedeutet mit Sicherheit mehr Intimität, aber die Amerikanerin verfolgt ihren musikalischen Weg konsequent weiter. Das bedeutet in ihrem Fall, dass jedes ihrer bislang vier Alben sehr unterschiedlich vom Stil und von der Musik ist. Auf "Bare Bones" – der Titel deutet es bereits an, dass hier mehr von ihr persönlich zu erfahren ist – entfernt sie sich vom Genre des klassischen Jazz und wendet sich einer Folk-, manchmal auch Blues-Ebene zu. Aber wirklich nur dezent evoziert durch die Wurlitzer und die Geigen. Denn bei allem steht erneut ihre angenehme Stimme im Vordergrund. Fast wie bei ihrer Kollegin Melody Gardot, die ebenfalls durch eine fantastische Stimme und dem gekonnten Spiel der akustischen Gitarre die HörerInnen auf eine melodiöse Traumreise mitnimmt. Auch Analogien zu Joni Mitchell sind vorhanden, deren Ex-Mann Larry Klein maßgeblich für die Produktion steht. Peyroux hat nun ihr mittlerweile viertes Album aufgenommen. Das Debut erfolgte bereits 1996, so dass sie im Schnitt alle vier Jahre eine neue Produktion vorweist. Wenn dabei solch perfekte Alben herauskommen wie bei "Bare Bones", dann darf sich die 33-Jährige ruhigen Gewissens so viel Zeit lassen, denn schließlich zählt Qualität und nicht Quantität.

Anspieltipps: "Damn The Circumstances" ist eine traumhafte Ballade, die erneut beweist, wie sehr die stimmliche Ähnlichkeit von Madeleine Peyroux mit Billie Holiday vorhanden ist. Das warme und weiche Timbre, die Intonation, die Wehmut, die in dem Song steckt, geht tief unter die Haut. Eine Stimme, ein Song, der berührt, ebenso wie "River of Tears", der neben dem akustischen Gitarrenspiel Peyroux` auch von einer melancholischen Geige begleitet wird. Diese beiden Instrumente bringen den Song ein wenig aus dem Genre des Jazz heraus und führen ihn gekonnt in eine seichte Folk- und Blues-Richtung, wodurch sich einige Songs des aktuellen Albums deutlich vom Vorgängeralbum absetzen. Auf "I Must Be Saved" wirkt die Sängerin – trotz des nachdenklichen Textes – fast schon ein wenig beschwingt und klingt dabei sehr lässig und berührend. Der Song hat jetzt schon die Kraft eines Evergreens. Und nicht zuletzt überzeugt "Somethin` Grand", da sich die Frau aus Athens, Georgia, hierauf mit dem politischen Neuanfang in den USA auseinandersetzt. Yes, she can do it!

Madeleine Peyroux im Netz: www.madeleinepeyroux.org und auf MySpace

Weiterhören: Malia und Terez Montcalm

AVIVA-Tipp: Mit einem CD-Kauf von Madeleine Peyroux kann man überhaupt nichts falsch machen. Ihre samtig-weiche Stimme sorgt bei jedem Song für absoluten Gänsehautcharakter und trägt federleicht eine traurig-schöne Melancholie in die Gehörgänge. Ein wenig verlässt die Amerikanerin den Jazzpfad, begibt sich auf eine Reise in die Folk- und Bluesmusik, aber nur ganz dezent, so dass vor allem eines übrig bleibt: traumhaft schöne Songs, die einen schwerelos durch den Tag begleiten.

Madeleine Peyroux
Bare Bones

Label: Rounder / Decca, VÖ März 2009


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Beitrag vom 05.03.2009

Silvy Pommerenke